Text und Fotos von Sonja Gröticke und Bodo Jäger
Nach 3Tagen fahrt durch Deutschland, Österreich und Italien sind wir bei Sonnenaufgang endlich auf Sardinien. Der ganze Tag liegt, dank der Nachtfähre noch vor uns.
Wir, das sind Bodo mit seiner EN 500 und ich, Sonja mit meiner Virago 535, haben uns entschlossen erst die Ostküste abzufahren. Nachdem wir uns durch Ogliastra gekämpft haben bekommen wir auf der Strada Orientale einen super Eindruck von Sardinien. Kurvenspaß pur und dazu noch eine super Landschaft. Und das beste, Anfang September war dort kaum Verkehr, man mußte lediglich Schweinen und Kühen ausweichen.
Unser nächstes Ziel ist Tonara im Landesinneren, wo der einzige Campingplatz, der nicht am Strand liegt, ist. Leider wird dieser gerade renoviert. So beschließen wir in der Jugendherberge, wo wir fast die einzigen Gäste sind, abzusteigen. Abends war dann aber sehr viel los, da es in der Jugendherberge die beste Pizza gibt.
Unsere nächste Tour führt durch die Babagia nach Orgosolo. In diesem Ort haben Protestkünstler ihre Meinungen an die Hauswände gemalt, absolut sehenswert. Die meisten Murrales (Bilder) stammen aus den 60ziger und 70ziger Jahren, aber es gibt auch aktuelle. Unsere Rückfahrt nach Tonara haben wir genau in der Siesta gemacht. Zu dieser Zeit sind in allen Dörfern vor den Geschäften und Restaurants die Garagentore herunter gerollt, so das die Orte einen trostlosen und verlassenen Eindruck machen.
Am Abend in Tonara haben wir dann richtig Sardisch, im Restaurant Locanda del Muggianeddu gegessen. Das essen war phantastisch mit vielen Antipasti, Pane Frattau ( Sardisches Brot eingelegt in eine Tomatensoße, ähnlich wie Lasange) und Agnollo (Lamm). Leider bekommt man an der Küste meistens Italienische Küche geboten.
Zurück ans Meer. Von Tonara fahren wir direkt in die Südlichste Spitze von Sardinien. Auf dem Weg dorthin besichtigen wir noch den größten Nuraghenkomplex "Su Nuraxi". Leider ist die Führung nur auf Italienisch, was ganz schön blöd ist, da der größte Teil der Gruppe Deutsche und Österreicher sind. Schade. Aber beeindruckend ist die Nuraghe schon.
Die Strecken im Süden sind wie mit dem Lineal gezogen Schnurgerade, langweilig. Auch die Landschaft ist einfach nur karg und öde. Das ganze erinnert ein wenig an die Poebene in Italien.
Da uns die Campingplätze in Pula gar nicht zusagen, weiter nach Porto Tarnatzu gefahren. Das war der schönste Campingplatz auf Sardienen, mit einem Strand direkt am Platz. Leider hat der Süden keine schönen Strecken zu bieten. Die einzige Ausnahme ist die Strecke von Pula nach Tarnatzu. Sowohl die Strecke an der Steilküste mit einem tollen Blick auf das Meer, sowie die Strecke durch die Berge. So genießen wir die nächsten Tage am Strand, faul in der Sonne und im Wasser.
Vom Süden sind wir dann an der Westküste nach Bosa gereist. In der Nähe von Iglesias sind wir durch die Grotte San Giovanni gefahren. Eine Tropfsteinhöhle durch die eine Straße führt. Leider ist diese Strecke mittlerweile für Fahrzeuge gesperrt, aber da vor uns ein sardischer Motorradfahrer durchgefahren ist, sind wir einfach hinterher. Das war schon toll mit dem Motorrad durch die Tropfsteine zu biken.
In Iglesias sind wir an der Sardischen Straßenbeschilderung fast verzweifelt, irgendwie war immer nur Cagliari ausgeschildert, aber aus der Richtung sind wir doch gekommen! Ich glaube die Verkehrsschilder haben nicht die Einheimischen zerschossen, sondern Touristen die nicht nach Cagliari wollten. Aber irgendwann haben auch wir die Strecke nach Arbus gefunden. Von Arbus fährt man einige Serpentinen nach unten und ab da ist alles flach.
Der Campingplatz in Bosa ist nicht so toll, ziemlich teuer, vor allem da der Platz nur einen Stern hat und ziemlich weit außerhalb liegt. Da Bosa aber ein guter Ausgangspunkt für unsere nächsten Touren ist, sind wir geblieben. Und Bosa selber ist ein schönes Urlaubsstädtchen, richtig malerisch.
Auf Empfehlung von der Campingplatzrezeption gehen wir in einem Agriturismo essen. Hier muß man sich einen Tag vorher anmelden und weiß auch gar nicht was es zu essen gibt, da für alle Gäste ein Gericht gekocht wird. Aber es war phantastisch, eigentlich war ich nach den Antipasti schon satt. Aber dann gab es noch selbstgemachte Ravioli mit Käsefüllung und als Secondi piatti noch Schnitzel mit gebackenen Pilzen und Lauch in Käsesoße. Wein und Wasser wurde immer wieder nach gefüllt, so das wir hinterher ganz schön beduselt waren. Nach Äpfeln und Kuchen wäre ich dann fast geplatzt. Und der Preis von 35,-€ für alles war super. Agriturismo Biologica de Bainas. bainas@euroganic.it
Über die Küstenstraße sind wir von Bosa nach Alghero gefahren, super Sicht auf glasklares Wasser am Fuß der Steilküstenstraße. Am Capa Cáccia sind wir dann die 650 Stufen zur Grotte die Nettuno herunter gelaufen. Auch wenn der Aufstieg hinterher ziemlich anstrengend war, ist der Weg doch sehr schön. In der Tropfsteinhöhle gab es auch eine Führung auf Deutsch.
Zurück sind wir dann die Strecke durch die Berge über Villanova - Montresta (292) gefahren. Am Anfang hat man noch einen tollen Blick auf Alghero, später kann man dann jede Menge Vulkanstümpfe in der Landschaft stehen sehen.
Am nächsten Tag sind wir nach Punta is Arutas gefahren, die Strecke ist ziemlich unspektakulär, aber der Strand lohnt sich absolut. Der ganze Strand besteht aus kleinen weißen Steinchen die aussehen wie Reiskörner. Die Körnchen fallen einfach wieder von einem ab, so das man sich bedenkenlos einbuddeln lassen kann. Dadurch das der Strand nur aus diesen Reiskörnchen besteht ist das Wasser ganz klar und sauber. Schön.
Unsere letzte Tour von Bosa aus geht über Macomer nach Burgos über den Passo o Ucc´ Aidu. Tolle Strecke, aber nicht so gut geteert wie die meisten anderen Straßen auf Sardinien, man ist da nach 2 Wochen doch sehr verwöhnt. Außerdem liegen, durch das am Morgen über uns hergezogene Unwetter, überall Äste und Laub auf der Straße. Auf der Rückfahrt besichtigen wir noch die Nekropoli S´Andria Priu. Dieses Feengrab ( Domus de Janas) ist so groß, das es in der Romanik als Christliche Kirche umgebaut wurde.
Auf der Rückfahrt nach Bosa hat es dann das erstemal auf Sardinien geregnet.
Bei einen super stürmischen Wind sind wir dann von Bosa in den Norden Sardiniens gefahren, wo wir zwischen Vignola Mare und Santa Theressa auf den Campingplatz Marina delle Rose zum letzten mal unser Zelt, mit schön mit Blick auf das Meer, aufbauen. Auf diesen Platz merkt man nun ganz deutlich, das die Saison vorbei ist. Jeden Tag reisen mehr Leute ab und durch den kalten stürmischen Wind hat man das Gefühl das es schon Herbst ist. Schade, denn der Platz hat einen ganz tollen Strand, aber leider sind die Wellen zu hoch zum Baden.
Am Capo Testa habe ich ja erst gedacht: "toll ein Militärspeergebiet", aber man kann dort hinein laufen, und das ist geil, eine ganze Küste voller Steine, die alle wie nackte Hintern, Wölfe, Pinguine... aussehen. Und durch den heftigen Wind spritzten die Wellen meterhoch über die Felsen.
Da das Wetter sehr klar war, hatten wir einen tollen Blick auf Korsika. Mit einem Fernglas konnte man sogar die Häuser von Bonifacio erkennen.
Vom Capo Testa aus sind wir durch die Gallura Richtung Tempio gefahren. Die Gallura bietet wieder ganz neue Landschaftliche Ansichten als die anderen Gegenden. Das ist auch das schöne an Sardinien, es ist, obwohl es nur eine kleine Insel ist, landschaftlich unheimlich abwechslungsreich. Da es uns an dem Tag zu kalt für den höchsten Punkt Sardiniens ist, haben wir uns noch das Gigantengrab Tombo di Coddu Eccju angeschaut, welches mit eine 4,04 m Stele von den Nuraghern erweitert wurde.
Trotz des sehr kühlen Wetters haben wir am nächsten Tag eine Tour nach Castelsardo gemacht, allerdings sind wir nicht auf der sehr langweiligen Küstenstraße dahin gefahren sondern quer durch die Gallura. In Badesi sind wir nach Viddalba abgebogen. Über Perfugas und Sédini, in diesem Ort ist ein Haus mitten in einen Felsen gebaut, sind wir weiter nach Castelsardo gefahren. Zurück sind wir dann, aus Zeitgründen über Villadoria gefahren, diese Strecke lohnt sich überhaupt nicht. Man kann noch nicht einmal das Meer sehen. Isola Rossa, ein kleiner Ort mit roten Felsen, war noch ganz nett anzuschauen.
Zum Abschied von der Gallura haben wir uns noch mit Wein und Käse eingedeckt. An der Straße zwischen Valledoria und Santa Theresa gibt es meherer Weinabfüll- und Formaggistände. Besonders lecker ist der sardische Dolce Sarde ein Weichkäse.
Nachdem wir mit etwas Mühe die 5l Flasche Wein festgeschnallt hatten ging es an der Costa Smeralda entlang nach Golfo Aranci. Von der Costa Smeralda hatte ich mir etwas mehr versprochen, landschaftlich ist die Küste zwar sehr schön, aber das sind andere Küsten Sardiniens auch. Am Porto Rotondo noch eine kurze Rast eingelegt, dann sind wir zur Fähre, die uns über Nacht nach Livorno bringt, gefahren.
Für die Rückfahrt ab Livorno haben wir uns den Autozug bis Neu Isenburg gegönnt, was auch ganz gut war, denn beim Beladen fing es schon wieder an zu regnen. So sind wir dann schlafend nach Hause gebracht worden.
Gefahrene Kilometer insgesamt: 4707
Davon auf Sardinien: 3127
Infomaterial: Die meisten Infos stammen aus dem Internet von der Seite www.sardinien.com
Weiterhin hatten wir noch den Dumont Reiseführer Sardinien.
Kartenmaterial: Marco Polo General Karte Sardinien M 1:200 000